Innovative Hochschule: Leuphana baut vier Innovation Communities auf
27.02.2024 Die Leuphana wird als einzige niedersächsische Universität im Bund-Länder-Programm „Innovative Hochschule“ seit Anfang 2023 mit dem Projekt „Transformation durch Innovation und Kooperation in Communities“ gefördert. Der wissenschaftliche Gesamtprojektleiter Prof. Dr. Paul Drews, Professor für Wirtschaftsinformatik und Dekan der Fakultät Management und Technologie, erklärt, wie die Leuphana ihre Strategie für den Bereich Wissenstransfer, Kooperation und Gründungsförderung mit Unterstützung dieser Bundesförderung weiterentwickelt.
- Herr Professor Drews, wo liegt das große Potential der Innovativen Hochschule?
Die Innovative Hochschule ist ein Programm, das parallel zur Exzellenzinitiative aufgelegt wurde. Es zielt insbesondere auf kleine und mittelgroße Universitäten und Fachhochschulen ab sowie auf deren Potential, mit Wirtschaft und Gesellschaft zusammenzuarbeiten. Also im Wesentlichen das, was als Transfer oder Third Mission bezeichnet wird. Die Leuphana besitzt seit längerer Zeit einen professionellen Kooperationsservice. Das ist nicht selbstverständlich, andere Hochschulen bauen diese Strukturen erst noch auf. Wir bewegen uns im Transfer bereits auf einem hohen Niveau. Daher haben wir uns bei der Entwicklung der Transfer-Strategie gefragt: Was ist für uns der „Next Level“?
- Wie sieht die nächste Stufe im Transfer aus?
In der Transfer-Strategie sind eine ganze Reihe von Zielen zum Wissenstransfer formuliert. Wir möchten zusätzlich zu den vielen Einzelprojekten, die zwei oder drei Jahre laufen, eine potentiell selbsttragende und langfristig funktionierende Struktur schaffen, über die wir immer wieder Kooperationen und Projekte mit Partnern entwickeln können. Daraus ist die Idee der Leuphana Innovation Communities entstanden. Den Kern bilden darin zwei bis sechs Professuren mit ihren Forschungsschwerpunkten und ihrer Fachkompetenz. Wir möchten für unsere Forschungsschwerpunkte selbsttragende und impact-orientierte Innovation Communities aufbauen. In der Innovativen Hochschule sind es: Nachhaltige Produktion, Schulentwicklung und Leadership, Social Innovation and Entrepreneurship sowie Kunst und Kultur. Potentiell ist unser Modell auf andere Bereiche übertragbar: Wir möchten herausfinden, wie Universitäten heute erfolgreich und langfristig Kooperationen mit relevanten Akteur*innen in Unternehmen, Organisationen, Verwaltung und Gesellschaft aufbauen können. Die Communities sind offen angelegt, sodass weitere Akteur*innen dazustoßen können.
- Was meint Impact-Orientierung?
Man dokumentiert, welche Wirkungen ein Projekt nach einigen Jahren entfaltet hat. In unserem Projekt fragen wir aber schon am Anfang, was wir am Ende erreichen können: Was sind potentielle Wirkungen, die wir erreichen wollen? Wir sprechen von einem übergreifenden Community- und Impact-Management mit einer aktiven, strategischen Impact-Entwicklung. Die Impact-Ziele erarbeiten wir gemeinsam mit den Mitgliedern der Communities. Im Projekt erreichter Impact soll dokumentiert und medial aufbereitet werden, sodass auch andere von unseren Erfahrungen profitieren können.
- Die Innovation Communities zielen also auf gestärkte Kooperationsmöglichkeiten zwischen Wissenschaft und Praxis?
In Kooperationen haben wir die Chance, einen wirklichen multilateralen Wissensaustausch zu leben: Wir holen Probleme aus der Gesellschaft und Wirtschaft in die Universität und arbeiten gemeinsam mit Unternehmen, Schulen, Kulturschaffenden und weiteren Stakeholdern an einer Lösung. Die Communities sind kein Selbstzweck. Wir wollen weg vom Gedanken: Wir haben als Universität das Wissen und teilen es mit Wirtschaft und Gesellschaft. Wir bewegen uns aufeinander zu und möchten den Community- und Kooperationsgedanken fördern. Wir treffen uns mit Startups, Studierenden oder Gründer*innen und bieten Plattformen, wo sich beispielsweise Unternehmer*innen, Kulturschaffende oder Vertreter*innen aus der Bildung begegnen können, um sich gegenseitig zu vernetzen und einander zu helfen. Dabei wird Wissen ausgetauscht und es entstehen viele neue Ideen.
- Wie wichtig wird der gesellschaftliche Impact für den Erfolg einer Universität?
An britischen Universitäten spielt der Impact bereits eine große Rolle. Universitäten werden dort nicht nur an ihrem Output, also ihrer Publikationsleistung gemessen, sondern auch nach ihrer langfristigen Wirkung auf die Gesellschaft. Dieser Impact kann quantitativ gemessen werden: Wissenschaftler*innen haben ein Medikament entwickelt und damit 300 000 Menschen das Leben gerettet. Der Einfluss kann aber auch qualitativ sein: Forscher*innen haben mit einem Unternehmen eine Strategie entwickelt oder die Entwicklung neuer Produkte gefördert. In Deutschland steht die Diskussion um den Impact noch am Anfang. Wir erwarten aber, dass sich das ändern wird. Universitäten erhalten viele Gelder aus Steuern. Deswegen werden wir in Zukunft wahrscheinlich häufiger erklären müssen, wie wir Mittel einsetzen und welchen Impact unsere Forschung auf Wirtschaft und Gesellschaft hat: Wurden mehr Arbeitsplätze geschaffen? Wie ist die Zufriedenheit an Schulen gestiegen, weil man mit uns an neuen Konzepten gearbeitet hat? Schaffen KMUs durch uns mehr Innovation?
- Wie bringen Sie die Erkenntnisse der „Innovativen Hochschule“ in die Gesellschaft?
Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Medienservice ein neues Medienstudio aufgebaut, das im Kern auf digitalen und hybriden Wissenstransfer ausrichtet ist. Das ist in dieser Form relativ einmalig. Wir möchten die Reichweite des Projekts über die Nutzung digitaler Medien erhöhen. Wir haben vielfältige Formate vom 30- Sekunden-Clip bis zu einer Panel-Diskussion. Wir begleiten Veranstaltungen vor Ort, etwa bei unserem Kooperationspartner Utopia, einem gemeinnützigen Co-Working-Space, der soziale und nachhaltige Unternehmensgründungen fördert, sind aber auch in Schulen, Unternehmen oder Kunsteinrichtungen zu Gast. Wir möchten sichtbar machen und breit streuen, was bei uns und unseren Projektpartnern passiert. Videos, etwa zu Schule und Leadership finden sich zukünftig auf YouTube, damit alle Schulleiter*innen in Deutschland von den Erkenntnissen profitieren können. Gleiches gilt beispielsweise für einen Use-Case, der zeigt wie in der Produktion Material eingespart werden kann oder die soziale Unternehmensgründung. Wir möchten professionell produziertes Bildmaterial liefern, das auch international mithalten kann. Auch das gehört zum Next Level.
- Vielen Dank für das Gespräch!
Die Leuphana Universität Lüneburg wird als einzige niedersächsische Universität im Bund-Länder-Programm „Innovative Hochschule“ ausgezeichnet. Für die Umsetzung ihres Projekts „Transformation durch Innovation und Kooperation in Communities“ und zur Stärkung des forschungsbasierten Ideen-, Wissens- und Technologietransfers erhält die Leuphana eine finanzielle Förderung in Millionenhöhe vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Land Niedersachsen. Das Projekt wird für einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert. Insgesamt hat die GWK in einem expertengeleiteten Wettbewerbsverfahren bundesweit 55 Hochschulen ausgewählt.
Kontakt - Kooperationsservice
- Andrea Japsen
- Bernd Vogenbeck